Nach vielen Vorarbeiten im Schuljahr 2017/18 konnte an unserer Schule im September 2018 zum ersten Mal die Junior-Ingenieur-Akademie (kurz JIA) starten.
Die JIA ist ein zweijähriger, besonderer Wahlunterricht für technikbegeisterte Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 8 und 9 und wird in jedem der kommenden Schuljahre erneut starten. Das Projekt wird mit einer Anschubfinanzierung von 10.000 € durch die Deutsche Telekom Stiftung gefördert – eine Förderung, um die man sich 2018 letztmalig in einem Wettbewerb mit den Konzepten anderer Schulen bewerben konnte.
Das Ziel der JIA ist es, Jugendliche für Themen und Aufgaben von Technikern und Ingenieuren zu begeistern, ihnen Einblicke in entsprechende Berufe, Unternehmen und Hochschulen zu bieten und ihre Interessen und Fähigkeiten in diesen Bereichen zu fördern. In Hochschulen und bei Unternehmen erleben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über zwei Jahre hinweg „Technik zum Anfassen“, in der Schule arbeiten sie stark praxisorientiert an zunehmend selbst geplanten und ausgestalteten Projekten.
Der rote Faden unserer JIA ist das Thema Messen und Steuern mithilfe von Sensoren. Die Schülerinnen und Schüler lernen den Umgang mit Mikrocontrollern, um in unterschiedlichen Anwendungen Sensoren zu nutzen und mit ihrer Hilfe sehr praxisnahe Aufgaben zu lösen, z. B. beim Bau von Fahrzeugmodellen, die einzelne Teilaufgaben aus dem Bereich des autonomen Fahrens bewältigen können, bei Gewässeruntersuchungen und bei der Messung und Aufzeichnung von Atmosphären- und anderen Umweltdaten wie z. B. der Feinstaubkonzentration in der Luft.
Mit großem Engagement wird unsere JIA von vielen externen Partnern unterstützt: der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, der Universität Regensburg, der Maschinenfabrik Reinhausen, der Infineon Technologies AG Regensburg, der Continental Automotive GmbH Regensburg, dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg und der Energieagentur Regensburg. Viele Teile des Programms der JIA finden bei diesen Partnern vor Ort statt. So können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon früh in ihrer schulischen Laufbahn viele außerschulische Erfahrungen zu sammeln. Für die Arbeit an ihren Projekten sind Teamarbeit, Projektmanagement und Präsentationstechniken entscheidende Fähigkeiten, daher ist auch die Vermittlung dieser „Soft Skills“ ein wichtiger Teil des Programms.
Gespannt und auch ein bisschen stolz auf ihre erfolgreichen Bewerbungen für die Teilnahme an der JIA stellten sich bei der feierlichen Kickoff-Veranstaltung am 18.09.2018 in unserer Aula die 5 Schülerinnen und 13 Schüler, für die in diesem Schuljahr die JIA begann, der Schulfamilie und den anwesenden Vertretern aller unserer Partner vor. Schon am darauf folgenden Schultag begannen sie, angeleitet von Herrn Ralf Vater, dem Leiter unserer JIA, ihre Arbeit mit einer Einführung in die Grundlagen der Elektrotechnik.
Bereits in der zweiten und dritten Schulwoche fanden die ersten Workshops bei der Maschinenfabrik Reinhausen statt. Hier lernten die Schülerinnen und Schüler das Löten und den Aufbau elektrischer Schaltungen, Grundlagen über das Messen im Labor und wichtige Aspekte der Arbeitssicherheit.
Anschließend wurden in der Schule Grundlagen der Elektronik, der Sensorik und des Umgangs mit Mikrocontrollern erarbeitet. Eine große Bereicherung in dieser Phase waren zwei Nachmittage bei Infineon, bei denen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung der Sensorik in der Automobiltechnik und insbesondere den Aufbau und die Verwendung von Magnetfeldsensoren in vielfältigen Anwendungssituationen kennenlernten.
Im Dezember setzte sich die Reihe der Workshops bei unseren JIA-Partnern mit vier Nachmittagen an der OTH statt, an denen in die Grundlagen der Programmierung von Mikrocontrollern eingeführt wurde.
Anfang Januar gab es einen „Ausflug“ abseits der Naturwissenschaften – mit einem Teambuilding-Workshop, für den ein kompletter Freitagnachmittag bis zum frühen Abend reserviert war. Anhand kleiner und größerer Aufgaben, die die Gruppe nur als Team lösen konnte, lernten die Teilnehmer viel über Gruppenstrukturen, über die Bedeutung von Kommunikation – und vor allem, das dies nicht nur reden, sondern auch oder vor allem (richtiges) Zuhören bedeutet!
Zum Abschluss war eine Aufgabe unter der Bedingungen zu lösen, dass vorher in wenigen Minuten gemeinsam besprochen werden soll, was nachher ohne ein Wort zu sprechen durchzuführen ist. Da wurde schnell klar, wie wichtig eine gute Planung und vorherige Absprache – z. B. über das Vorgehen an sich und die verwendeten Gesten – für das Gelingen ist. Vielleicht war es ja gar nicht so überraschend, dass gerade diese Aufgabe besonders gefallen hat und sehr gut geklappt hat…
Ein weiteres Soft-Skills-Training wurde zum Thema „Umgang mit Teamkonflikten“ mit professionellen Trainern bei Infineon durchgeführt. Im Januar schloss sich ein Workshop zum Projektmanagement bei der Maschinenfabrik Reinhausen an.
Betreut wurden diese Veranstaltungen und externen Termine von einem Team von unterstützenden Lehrkräften, insbesondere von Frau Orschlet, Frau Sommer, Herrn Sinzinger und Herrn Sommer.
So vorbereitet ging es nun an das erste praktische Projekt, den Bau von Automodellen, die mit Sensoren und einem Mikrocontroller bestückt und programmiert selbstständig verschiedene Aufgaben zu bewältigen hatten. Passend zu diesem Thema – Sensoren im Automobil – fand eine Exkursion zu Continental Automotive statt.
Am 22. Mai startete die JIA mit einem Besuch beim Wasserwirtschaftsamt in ihr zweites Projekt: die Untersuchung von Wasserstandsschwankungen der schwarzen Laber, einem Projekt, an dessen Ergebnissen das Wasserwirtschaftsamt ein wirkliches Interesse hat. Etwas erarbeiten zu werden, das für einen ein externer Partner tatsächlich von Bedeutung ist, war für unsere Achtklässler eine ganz besondere Erfahrung.
Zur Lösung dieser Aufgabe startete nun, mit Unterstützung durch und in einem Labor der Fakultät für Physik der Universität Regensburg, die Planung und der Bau von mikrocontrollerbasierten Pegelstandsmessgeräten. Verschiedene Techniken wurden getestet und optimiert, bis schließlich die nötigen Werkzeuge gebaut waren, mit denen im Juli einen Tag lang die Messungen an der schwarzen Laber durchgeführt werden konnten. Die Auswertung der Messungen und die Präsentation beim Projektpartner werden die ersten Schritte im neuen Schuljahr sein.
Ebenfalls im Juli fand der letzte Soft-Skills-Workshop statt, diesmal bei Continental Automotive. Hier war das Ziel, sich mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und durch diese Selbstreflexion mehr über seine Potentiale zu erfahren.
Es war ein prall gefülltes JIA-Jahr, das der Gruppe einiges an Engagement und Anstrengung abverlangte. Der Lohn dafür war neben vielfältigen Einblicken in die Technik und das Arbeiten bei unseren Partnern die Erfahrung, wie viel jeder der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr erreichen und dazulernen konnte. Der große Dank der Gruppe gilt den betreuenden Lehrkräften für ihr Engagement und ganz besonders allen unseren externen Partnern, für die umfangreiche Unterstützung und die vielfältigen Einblicke, die unseren Schülerinnen und Schülern zuteilwurden.