Wirtschaft und Recht
Lehrkräfte und Unterricht
Lena Bachl
Christine Susgin
Julia Lang
Zum Selbstverständnis des Faches
Die Wirtschafts- und Rechtsordnung eines Landes prägt in entscheidendem Maße gesellschaftliche und politische Strukturen und Prozesse. Sie definiert und garantiert die grundlegenden ökonomischen Freiheiten des Einzelnen und gibt den Rahmen vor, in dem Haushalte und Unternehmen wirtschaftlich handeln und entscheiden können. Dies soll am Gymnasium vor allem das Fach Wirtschaft und Recht aufzeigen. Ausgehend von aktuellen einzel- und gesamtwirtschaftlichen Themen lernen die Schüler nicht nur die Gestaltungselemente dieser Ordnungssysteme kennen, sondern auch ihren Wertegehalt, ihre historischen Wurzeln und ihre theoretischen Grundlagen. Daraus erwächst die Fähigkeit, wirtschaftliche und rechtliche Sachverhalte zu beurteilen, ökonomische Entscheidungen verantwortungsbewusst zu treffen und aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Den Schülern wird dabei auch bewusst gemacht, wie der europäische Einigungsprozess und globale Entwicklungen den Alltag zunehmend prägen. Dadurch wird die Bereitschaft gefördert, sich mit Veränderungen rational und aufgeschlossen auseinander zu setzen und die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen.
Beitrag des Faches zur gymnasialen Bildung und zur Persönlichkeitsentwicklung
Die Schüler werden bei ihren persönlichen Erfahrungen in vielfältiger Weise mit den komplexen Strukturen unserer modernen Industrie- und Informationsgesellschaft konfrontiert. Um diese erfassen und beurteilen zu können, ist es notwendig, wirtschaftliche und rechtliche Einzelphänomene in größere Zusammenhänge einzuordnen. Dies erfordert neben einem fundierten fachlichen Basiswissen ein ganzheitliches Denken in Systemen und Modellen. Die Beschäftigung mit aktuellen Problemstellungen fördert die Offenheit gegenüber Neuem, die Fähigkeit, sich Zusammenhänge aktiv und konstruktiv zu erschließen, sowie die Kompetenz, auch zukünftige wirtschaftliche und rechtliche Entwicklungen zu erfassen. Ökonomische Bildung verdeutlicht den Jugendlichen, dass es bei vielen Entscheidungen letztlich um ein Abwägen von Aufwand und Nutzen geht. Dabei sollen sie über die individuelle und kurzfristige Betrachtung hinaus auch globale, langfristige sowie immaterielle Aspekte der ökonomischen Entscheidung bedenken. Die Auseinandersetzung mit betriebswirtschaftlichen Themen, dem europäischen Einigungsprozess und globalen wirtschaftlichen Zusammenhängen zeigt den Schülern Herausforderungen und Chancen des beruflichen und unternehmerischen Engagements in einer zunehmend international arbeitsteiligen Wirtschaft. Die handlungsorientierte Beschäftigung mit wirtschaftlichen und rechtlichen Entscheidungsalternativen vermittelt Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Sorgfalt. Dabei erfahren die Jugendlichen auch, wie ihr eigenes Handeln durch die beschränkte Verfügbarkeit von Gütern sowie durch die Entscheidungen und Rechte anderer beeinflusst wird. Sie sehen so die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren und rechtlich Erlaubten. Die Berufswahl hat für Jugendliche eine herausragende Bedeutung. Neben einem Überblick über schulische und berufliche Bildungswege gibt das Fach Wirtschaft und Recht mit seiner Praxisnähe Einblicke in die Arbeitswelt und damit eine wesentliche Hilfestellung zur beruflichen Orientierung. Darüber hinaus werden die Schüler befähigt, den Prozess ihrer Berufswahl verantwortungsvoll zu gestalten und sich korrekt zu bewerben. Die Einbeziehung der Informationstechnologien in den Unterricht vermittelt beruflich und privat nutzbare Medienkompetenz. Das Fach fördert das Bewusstsein für die Knappheit von Ressourcen und zeigt, wie sich ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung gegenseitig bedingen. Dabei wird den Jugendlichen die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens bewusst und so ein wichtiger Beitrag zur Umweltbildung und Friedenserziehung geleistet.
Lerninhalte der 9. und 10. Jahrgangsstufe in G8
Der Unterricht setzt in der Jahrgangsstufe 9 mit Themen aus der Erfahrungswelt der Jugendlichen im Bereich des privaten Haushalts ein. Anschließend wird die einzelwirtschaftliche und privatrechtliche Sicht um die Perspektive des Unternehmens erweitert. In der Jahrgangsstufe 10 öffnet sich der Blick auf gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge in Deutschland, Europa und der Welt. Das zunehmende Abstraktionsvermögen der Jugendlichen ermöglicht dabei bereits die Anwendung volkswirtschaftlicher Modelle. Damit wird eine wichtige Grundlage für das wissenschaftspropädeutische Arbeiten in der Oberstufe des Gymnasiums gelegt.
Wirtschaftliches Handeln der privaten Haushalte
· Entscheidungen beim Konsum und beim Umgang mit Geld
· Entscheidungen im Zusammenhang mit Ausbildung und Berufswahl
Rechtliches Handeln der privaten Haushalte
· Bedeutung und Abschluss von Verträgen am Beispiel der Kaufhandlung
· Rechte des Verbrauchers bei Pflichtverletzungen
· Die rechtliche Stellung Minderjähriger
Wirtschaftliches und rechtliches Handeln in Unternehmen
· Entscheidungen bei der Gründung eines Unternehmens
· Typische Geschäftsprozesse in Unternehmen
· Das Rechnungswesen als Grundlage unternehmerischen Handelns
Denken in gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen
· Unternehmen und Haushalte auf dem Markt
· Unternehmen und Haushalte in der Gesamtwirtschaft
Zentrale Aspekte der deutschen Wirtschafts- und Rechtsordnung
· Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung
· Steuern und soziale Sicherung in der sozialen Marktwirtschaft
· Öffentliches Recht als Handlungsrahmen
Europäische Einigung und weltwirtschaftliche Verflechtung
· Chancen und Risiken internationaler Arbeitsteilung
· Währungen und Europäische Währungsunion
· Europäisches Recht als Quelle nationalen Rechts
Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Fächerübergreifende Themenstellungen und umfassende Realitätsbezüge bieten Anknüpfungspunkte für den Unterricht in nahezu allen Fächern, insbesondere in Mathematik, Geschichte, Geographie und Sozialkunde.
(entnommen aus dem „Fachprofil Wirtschaft und Recht“ für den neuen Lehrplan in G8)