Weihnachtsaktion 2010 des Goethe-Gymnasiums
Kinderdorf Guarabira, Brasilien
Nachdem zwei ehemalige Goethe-Schüler ihr Jahr in Brasilien im Sommer 2010 abgeschlossen haben, sind auch jetzt wieder zwei unserer Abiturienten für ein Jahr in Guarabira und helfen im Kinderdorf mit, das wir durch unsere diesjährige Weihnachtsaktion abermals unterstützen möchten. Sebastian und Philipp haben uns geschrieben:
Guarabira, den 20.10.2010
Liebe Schüler, liebe Lehrer und Freunde des Goethe-Gymnasiums,
es ist offensichtlich, dass jedem Schüler nach dem Abitur viele Wege offen stehen, neue Erfahrungen zu sammeln und etwas ganz anderes zu beginnen. Trotz der Möglichkeiten wie Zivil- und Wehrdienst in Deutschland hatten wir zwei, Sebastian Schreiber und Philipp Bock, den Wunsch, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Durch die Kontakte unserer Schule nach Brasilien konnten wir unsere Vorstellung mit dem Anderen Dienst im Ausland (ADiA) im Kinderdorf von AMECC verwirklichen. Wir sind nun sozusagen die „zweite Generation des Goethe“ hier in Guarabira und haben Michael und Matthias abgelöst.
AMECC ist eine Abkürzung für „Associação Menores Com Cristo“, was so viel bedeutet wie „Die Gemeinschaft der Kleinen mit Christus“. Dieses Kinder- und Jugenddorf wurde 1990 von dem deutschen Pfarrer Gerd Brandstetter gegründet und beherbergt knapp 50 Jungen im Alter von 5 bis 18 Jahren. Guarabira ist eine Stadt von ca. 60000 Einwohnern und liegt im Bundesstaat Paraíba im Nordosten von Brasilien, also dem eigentlich ärmsten Teil des Landes. Der reiche Teil von Brasilien liegt nämlich mehr im Süden, bei São Paulo und Rio de Janeiro.
Die Kinder und Jugendlichen, die hier bei AMECC leben dürfen, stammen zumeist aus sehr armen Familien, in denen Alkohol, Drogen und Gewalt eigentlich zur „Tagesordnung“ gehören. Das Wort „Familie“ kann man oft gar nicht mehr verwenden, da in vielen Fällen die Beziehung der Eltern zerrüttet ist. Dazu kommt, dass die meisten keine Arbeit finden oder nicht mehr arbeiten können. Sie leben dann von der Sozialhilfe, die jedoch sehr viel geringer als bei uns in Deutschland ist. Den Frust, der dadurch entsteht, lassen viele dann in Form von Gewalt an den Kindern aus, so dass diesen meist nichts anderes übrig bleibt, als auf der Straße zu leben und um Essen zu betteln. Schutz, Liebe und Geborgenheit in der Familie bleiben damit ganz außen vor. Ohne das Kinderdorf kann man davon ausgehen, dass die meisten Jungs (wieder) auf die Straße landen.
Hier im Kinderdorf wird ihnen nun die Chance auf ein besseres Leben gegeben, weg von der Gewalt, die sie tagtäglich in ihrem früheren „Zuhause“ erfahren haben. Diese ist auch der Grund, warum viele Kinder psychologische Hilfe brauchen, um das Erlebte einigermaßen verarbeiten zu können.
Den Jungen werden viele Sportaktivitäten angeboten, dazu gehören vor allem Fußball, Tischtennis, Volleyball und andere Ballsportarten. Dazu kommt Capoeira (eine typisch brasilianische Kampf-Tanz-Sportart) und Teakwondo. Darüberhinaus gibt es eine Dunkelkammer für die Entwicklung analoger Schwarz-Weiß-Fotografien, an der die Kinder viel Freude haben. Auch musikalisch ist einiges geboten. Neben dem Gitarrenunterricht gibt es die Musikgruppe „Banda Erê“, eine Trommelband, in der die Jungen ihr Rhythmusgefühl beweisen können.
Zur diesjährigen Weihnachtsaktion des Goethe haben wir einige Jungen genauer über ihre Vergangenheit befragt und das Wichtigste für euch aufgeschrieben. In einer Plakat-Ausstellung in eurer Aula könnt ihr euch genauer über die Schicksale informieren.
Ein wichtiger Ansatzpunkt, damit die Kinder es später einmal besser haben, ist die Schule São Rafael, die sich auch im Kinderdorf befindet. Diese wird nicht nur von den Kindern von AMECC besucht, sondern auch von vielen anderen Jungen und Mädchen aus Guarabira und der Umgebung. Die Grundschule hat außerdem ein Vorschulklasse. Bildung ist einfach einer der wichtigsten Punkte im Leben, aber leider gibt es hier nicht immer die Voraussetzungen, so wie wir sie in Deutschland haben. Dass sich die Eltern darum kümmern, die Kinder täglich in die Schule zu schicken, ist oftmals nicht der Fall. Im Vordergrund steht oft eher, sie arbeiten zu lassen.
Aber man kann auch Anreize setzen, damit mehr Kinder in die Schule gehen. Einer davon ist sicherlich, den Jungen und Mädchen ein Essen in der Schule zu bieten. Dadurch entsteht dann auch bei den Eltern die Bereitschaft, ihre Söhne und Töchter dorthin zu schicken. Leider ist die Lernbereitschaft bei einigen immer noch sehr gering und sie sehen einfach nicht die späteren Chancen, die ihnen geboten werden. Aber es gibt auch viele, die sich wirklich anstrengen und weiterkommen wollen.
Größere Jungen aus dem Kinderdorf besuchen eine andere Schule in der Stadt. Sie ist staatlich, eine Art „Gymnasium“. Dort machen sie ihren Schulabschluss, der ihnen ermöglicht, später an einer Universität in Brasilien zu studieren.
Das Projekt von Pfarrer Gerd Brandstetter wird leider kaum vom brasilianischen Staat unterstützt. Ein Großteil der Spenden kommt aus Deutschland (ungefähr 95 %): von Privatpersonen, durch Patenschaften oder Projekte wie die Weihnachtssaktion am Goethe. AMECC ist auf diese Gelder angewiesen. Ohne sie könnte man dieses Jahr nicht das 20-jährige Bestehen des Kinderdorfs feiern.
Hier wären alle sehr froh, wenn auch das Goethe-Gymnasium dieses Jahr etwas beitragen könnte. Vor allem werden die Spenden wieder für das Frühstück in der Schule verwendet. Dies kam auch bisher super bei den Schülern an und ist eine sehr sinnvolle Maßnahme. Desweiteren werden dringend Gelder für das Fotolabor benötigt, da die Ausrüstung dafür immer sehr teuer ist, es den Kindern aber extrem viel Spaß macht, eigene Fotos entwickeln zu können.
Wir wollen euch allen bereits jetzt für euren Einsatz danken, auch im Namen der Kindern und der Verantwortlichen des Kinderdorfs.
Wir wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2011!
Liebe Grüße,
Sebastian Schreiber und Philipp Bock
Auch die Religionslehrer möchten Sie und euch, liebe Eltern und Schüler, im Namen aller Lehrer um eine engagierte Mitarbeit und Mithilfe bei der Weihnachtsaktion des Goethe-Gymnasiums bitten.
In der Aula findet sich eine kleine Ausstellung über die Jungen von AMECC und deren soziale Probleme.
Weitere Informationen über das Kinderdorf gibt es unter: http://amecconline.de
Weiter unten kann man auf den Film über AMECC zugreifen, den Michael Ameismeier und Matthias Weierer für die letztjährige Weihnachts-aktion gemacht haben.
Es gibt auch ein Spedenkonto: Konto-Nr.: 199323
BLZ: 750 500 00 bei Sparkasse Regensburg
Kennwort: Kinderdorf
Inhaber: Markus Meiringer / Doris Thanner
Selbstverständlich kann auch eine Spendenquittung ausgestellt werden. Dazu bitte neben dem Überweisungs-beleg eine Nachricht mit Namen, Adresse und Klasse ins Fach Meiringer legen oder schicken an: Goethe-Gymnasium; M Meiringer, D. Thanner; Goethestr. 1; 93049 Regensburg.Herzlichen Dank!
Und bereits jetzt:
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und
die besten Wünsche für 2011!
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