Unsere Reise zum heißesten Ort der Welt: Physik-Fahrt zum CERN und nach Grenoble
Am 07.02 um 8:00 Uhr war es endlich so weit. Eine wissenshungrige 40 Mann starke Gruppe versammelte sich in der Goethestraße mit großen Erwartungen bezüglich der anstehenden physikalischen Bildungsreise. Auf dem straff gehaltenen Zeitplan für unsere Physik-Woche standen die drei großen Ziele: Genf, Grenoble und Zürich. Nach einer elfstündigen Fahrt erreichten wir gegen 18 Uhr unsere Jugendherberge in Genf. Den restlichen Abend nutzen die Meisten um sich die schöne, aber auch teuerste Stadt der Schweiz anzuschauen.
Den nächsten Tag begannen wir damit, das Projekt CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) näher unter die Lupe zu nehmen. Bei einer Führung durch die verschiedenen Forschungsstationen bekamen wir einen genaueren Einblick in die Funktionsweise des Projekts, auch wenn wir durch die gewaltige Ausdehnung bedingt nur einen Teilbereich des gesamten Ringbeschleunigers besichtigen konnten. Außerdem wurden wir über die ehrgeizigen Ziele dieses Milliardenprojekts aufgeklärt, die beispielsweise darin bestehen, durch Beschuss von Gegenständen oder durch die Kollision zweier Teilchenstrahlen, genauere Erkenntnis über den Aufbau der Materie zu erlangen. Um die Teilchen auf eine, für diese Experimente, akzeptable Geschwindigkeit zu bringen, wurde ein 27 Kilometer langer Teilchenringbeschleuniger in bis zu 100 Meter Tiefe gebaut.
Nach einem ausgedehnten Mittagessen zwischen Technikern und Physikern in der CERN-Kantine, nutzten wir die Gelegenheit, uns auch politisch zu bilden: Wir besuchten den UN-Hauptsitz, wo wir eine Führung erhielten.
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg zum CERN. Dort verbrachten wir unseren Tag abermals in zwei getrennten Abschnitten. Den Vormittag widmeten wir der Ausstellung über den Mikrokosmos. Hierbei wählten jeweils zwei Schüler ein Themengebiet aus und stellten, nach ausgiebiger Informationsbeschaffung über diese Forschungsbereiche, die Ergebnisse anschließend der ganzen Gruppe vor. Auf diese Weise erarbeiteten wir uns neben schon im Unterricht behandelten Themen auch neue, interessante Kenntnisse vermittelt. Nach diesen Präsentationen folgte die Besichtigung des Globe, einer Ausstellung in einem erdkugelförmigen Bau (siehe obiges Bild: Außenansicht), die nochmals einen interaktiven Überblick über die besuchten Stationen und das ganze Forschungsprojekt bereit hielt. Bevor es wieder zum Essen in die Kantine ging, genossen die Meisten den herrlichen Sonnenschein bei den frühlingshaften Temperaturen oder schossen eifrig Fotos mit und auf einem im Freien ausgestellten Teilstück des Ringbeschleunigers.
Nachmittags erhielten wir Einblick in die Kunst der Tieftemperaturtechnik. Vor allem die spektakulären Versuche mit flüssigem Stickstoff verfolgten wir mit Begeisterung. Die Versuchsvielfalt beeindruckte besonders, da uns viele bis dahin fast gänzlich unbekannte Experimente präsentiert wurden. So wurde beispielsweise mit einer stickstoffgekühlten Banane ein Nagel in ein Brett geschlagen und eine Rose in unzählige Stücke zersplittert. Die für uns freilich optimale Ausnutzung der Kältetechnik bestand in der Herstellung von Schokoladen-Eis mit Hilfe von flüssigem Stickstoff, von dem wir alle probieren durften.
Ein Gaumenschmaus war jedoch auch unser ausgedehntes Abendessen im Bains des Paquies vor der herrlichen Kulisse des Genfer Sees. Hier stand die schweiz-französische Spezialität -das Käsefondue- auf unserem wissenschaftlichen Prüfstand. Mit vollem Magen ließen wir den Abend in Ruhe ausklingen, um für den nächsten Tag wieder fit zu sein.
Dieser begann mit der Besichtigung des Museums des Internationalen Roten Kreuzes, bevor wir uns wieder auf eine lange Fahrt zur nächsten Etappe unseres Reiseplans begaben. Zwischendurch machten wir einen kleinen Stopp im wunderschönen Annecy, welches – wie München - ein Mitkonkurrent um die Winterspiele 2018 ist. Nach zwei weiteren herrlich sonnigen Stunden in der Bergstadt, wurde die Fahrt Richtung Grenoble fortgesetzt. Der durch Filmmaterial und spannende Ansprachen unseres Reiseleiters, Richard Doblinger, schnell vergangene Roadtrip endete mit dem Einzug in die recht gemütliche Jugendherberge.
Der Freitag war wieder ganz der Physik gewidmet, denn es standen zwei ausgesprochen interessante Besichtigungen an. Begonnen wurde mit einer Führung durch das Laue-Langevin Institut, in welchem mit Neutronen geforscht wird. Dort durften wir sowohl die Experimentierhalle, als auch den Forschungsreaktor besichtigen.
Die zweite Hälfte des Tages verbrachten wir mit der Besichtigung der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF), welche ähnliche Ziele wie das Neutronen-Forschungsinstitut verfolgt, jedoch auf einem vollständig anderen Weg.
Bevor die Sonne gänzlich verschwand, wagten wir noch einen Sturm auf die Grenobler Bastille. Dies geschah auf zwei durchaus unterschiedliche Arten. Die Harten kämpften sich über eineinhalb Stunden den Berg hoch und die Gemütlichen nahmen die Gondel. Oben genossen allerdings beide Gruppenteile die wunderschöne Aussicht und einen herrlichen Sonnenuntergang über dem Tal.
Den Abend verbrachten wir größtenteils gemeinsam: während sich ein Teil der Gruppe mit Karten- und Gemeinschaftsspielen vergnügte, wohnten die anderen einer ausgiebigen Gesprächsrunde mit unserem allseits beliebten Busfahrer bei.
Am nächsten Tag reisten wir weiter nach Zürich, wo wir den Abend zu einer Stadtbesichtigung nutzten, um schließlich am letzten Tag eines der Highlights der kompletten Fahrt zu besichtigen. Wir besuchten das Technorama im nahe gelegenen Winterthur, ein Traummuseum für den spielfreudigen Physiker und Physikbegeisterten. Hier konnten wir in hunderten, selbstdurchzuführenden Experimenten alle möglichen Seiten der Physik ausgiebig betrachten. So kamen manchem durch oft undurchschaubare Aufgaben und komplexe optische Täuschungen Zweifel an seiner geistigen Verfassung. Zudem wurden bei einer High-Voltage-Vorstellung Blitze erzeugt, die sonst nur in freier Wildbahn, bei einem richtigen Gewitter, auftreten.
Danach stand uns eine lange Heimfahrt bevor, die viele von uns besonders durch die zahlreichen verschiedenen Eindrücke der letzten Tage ruhig schlummernd verbrachten.
In den frühen Abendstunden erreichten wir dann wieder unseren Heimathafen in der Goethestraße, wo vielen von uns erst das Ende unserer physikalischen Entdeckerfahrt bewusst wurde.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei Herrn Doblinger, Herrn Sommer und Frau Friedberger für diese wunderschöne Woche bedanken und hoffen, dass noch vielen weiteren Jahrgangstufen die Möglichkeit zu einer solchen Fahrt geboten werden kann.
Tim Albrecht, Matthias Gröger, Q 12