500 prinzalois bildkleinDie diesjährige Autorenlesung führte einen Schriftsteller zu uns, der vor allem durch seine vielfach ausgezeichneten Biographien bekannt geworden ist. Seine Bandbreite ist enorm - und oft überraschend in ihrer Auswahl. Sie reicht von Jesus und Paulus über Martin Luther bis zu Dietrich Bonhoeffer und zu Martin Luther King, von Franz Kafka und Milena Jesenskà zu Hermann Hesse, von Joseph Goebbels über Hannah Arendt bis zu Ulrike Meinhof.

„Dem Leben eines anderen gerecht zu werden, ist eine enorme Verantwortung. Die Menschen, über die ich schreibe, sind alle tot und können sich nicht mehr wehren.“ Für seine gerade auch für junge Leserinnen und Leser geschriebenen Bücher recherchiert Prinz ausführlich und akribisch. Am Goethe-Gymnasium las er aus seinen Biographien zu Martin Luther King, zu Dietrich Bonhoeffer und zu Joseph Goebbels. Über die letztgenannte Lesung berichtet Elisabeth aus der 10ek:

Goebbels - verloren in seiner Realität

Der Schriftsteller Alois Prinz zu Gast am Goethe mit der Biographie über Joseph Goebbels

Spannend, informativ und trotzdem unterhaltend. Alois Prinz erzählt die Geschichte von Hitlers Propagandaminister Goebbels in seiner Biographie „Der Brandstifter“.

Am 6. Februar 2019 war der Verfasser vieler Jugendsachbücher und Träger des Deutschen Jugendliteraturpreises am Goethe-Gymnasium zu Gast. Nach zwei Vorträgen über den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer und den amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King hatte der letzte Vortrag keinen Helden der Geschichte zum Inhalt, sondern wohl einen der größten Massenmörder des 20. Jahrhunderts.

„Im Kopf fängt das Töten an“ - keiner wird als kaltblütiger Massenmörder geboren. Dies betonte Prinz gleich zu Beginn seiner Lesung. Es öffnen sich auf jedem Lebensweg mehrere Türen. Durch welche man letztendlich geht, ist einem selbst überlassen. In Goebbels‘ Fall war es die Tür, die ihn zu Hitler und zur NSDAP führte.

Anschaulich erzählte uns Alois Prinz mit vielen Fotos, dass Goebbels eine schwere Kindheit hatte. Er litt unter einem Klumpfuß und wurde deswegen auch vom Militär abgelehnt. Wie gleicht man so etwas aus? Genau, man sucht sich die Bestätigung einfach bei Frauen, wie es „Der Brandstifter“ - so der Titel der Biographie - auch gemacht hat.

Goebbels fing schon recht früh an, einen Roman zu schreiben, bei dem er selbst als Vorbild für seinen Protagonisten Michael diente: einen Protagonisten, der eine Behinderung hat und sich in der Welt einen Namen machen will. Von Fassung zu Fassung war der Held Michael in Goebbels‘ Roman nicht mehr ganz so eingeschränkt und erfreute sich stattdessen an seinen blonden Haaren und natürlich an den reinrassigen blauen Augen. Auch Liebesbriefe und Gedichte wurden hinterlassen, die von Prinz als ziemlich schwülstig und schrecklich bezeichnet wurden.

Goebbels‘ große Zuneigung gegenüber Hitler wurde in seinen zahlreich hinterlassenen Tagebüchern deutlich. „Hitler, was für eine Größe“, „Ich werde ihm folgen“, oder gar auch bizarre Aussagen wie „Hitler, ich liebe dich“, so offenbarte Prinz auch kleinste Details über Goebbels‘ Wahrnehmung Hitlers, wie den netten Onkel, der mit den Goebbels‘ 6 Kindern an einem kleinen Tischchen Tee trinkt. Am Ende hat sich Goebbels doch nur selbst propagiert, glaubte an Siege, die schon längst fern der Wirklichkeit lagen, und hielt sich selbst für den absoluten Frauenheld.

Für uns war es sehr beeindruckend zu erkennen, wie Goebbels schließlich selbst an seine Lügen glaubte und sogar seine ganze Familie mit in den Selbstmord zog. Viele interessierte Nachfragen und ein konzentriertes Publikum bestätigten, welch großen Eindruck der Autor bei uns Schülern hinterlassen hatte.

Biographien schreiben kann dennoch seine Schattenseiten haben, so erhielt Prinz für sein „Goebbels“-Vorhaben nicht nur auch negatives Feedback, nein, sogar Drohungen von Rechts und von Links. Zu hoffen ist, dass Herr Prinz weiterhin so genau recherchierte Biographien über ganz verschiedene Persönlichkeiten veröffentlichen wird. Wie viele es sein werden, ist noch unklar, doch klar ist, dass diese bei Alois Prinz immer auf ganz vielen verschiedenen Quellen, bis in kleinste Detail erforscht, basieren werden.