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 2008 war er schon einmal hier und hat mit großem Erfolg bei uns gelesen - dieses Jahr hat er alle Rekorde bei den Teilnehmerzahlen gebrochen: In drei Lesungen konnten über 500 Schülerinnen und Schüler Zoran Drvenkar erleben. Während es in der Unterstufe mit den Abenteuern der Kurzhosengang und einer Geschichte aus Zorans Kindheit richtig lustig wurde, zeigte der vielfach preisgekrönte Autor in der Mittel- und Oberstufe vor allem die düsteren Seiten seiner Bücher, erzählte aber auch immer von seiner Arbeit und Anekdoten aus seinem Leben. Beim Signieren nahm der sympathische Autor sich Zeit für persönlichen Kontakt. Antonia Kelm bespricht die Lesung für die Oberstufe.  

 

Büchertisch a vorm Auditorium a

Als Zoran Drvenkar ans Mikrofon trifft, um seine Lesung zu beginnen, breitet sich eine Stimme im Raum aus, die niemand erwartet hat. Sein Äußeres erinnert an das eines in die Jahre gekommenen Hippies, an einen Rebellen, der immer noch nicht nachgegeben hat, doch seine Stimme ist ganz anders. Leise, fast zaghaft klingen die ersten Töne durch die vollbesetzte Aula, sie sind angenehm sanft und ruhig, die Wörter formen Bilder, die der Autor mit einzelnen Gesten unterstreicht. Das erste Buch, aus dem Zoran liest, trägt den Namen „Du bist zu schnell“ (erschienen 2003). Es geht um ein Mädchen, welches unter Psychosen leidet, und ist auf die typische Drvenkar-Art geschrieben: so verwirrend, dass der Leser irgendwann nicht mehr unterscheiden kann, was Realität und was Psychose ist, die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung verschwinden. Zoran schreibt auf seine eigene Art, er nimmt den Leser nicht bei der Hand und führt ihn erklärend durch das Buch, sondern er lässt seine Charaktere einfach los, lässt sie leben und handeln. Was der Leser dann damit anfängt, ist am Ende sein ganz eigenes Problem. Nach der Lesung des zweiten Buches „Der letzte Engel“ (erschienen 2012), wird einem noch eine weitere Besonderheit bewusst. Jeder einzelne der recht kurz gehaltenen Sätze formt an dem Bild, das dem Leser im Kopf entstehen soll, Zoran feilt mit solch einem Detailreichtum an jedem Ausdruck, dass nichts anderes möglich ist, außer in die jeweilige Welt seines Romans einzutauchen. Auch "Der letzte Engel" ist verwirrend geschrieben, die Zeitsprünge, wie auch in „Du bist zu schnell“ unterstützen dies. Gegen Ende spricht Zoran noch von zwei anderen seiner Bücher, von „Du“ (erschienen 2010) und „Sorry“ (erschienen 2009), beide auch ganz Drvenkar: Perspektivenwechsel, detailreich, bildlich. Und speziell die beiden: grausam. So erzählt der Autor, er habe, während er an dem Roman „Sorry“ schrieb, eine eineinhalb-jährige Pause einlegt, weil er so geschockt von dem gewesen sei, was er geschrieben habe. In dieser Zeit schrieb er dann zwei Kinderbücher und hat sich schließlich gezwungen den Roman zu beenden („Ich beschloss, weder aus dem Haus zu gehen, noch mich zu rasieren, bis ich mit dem Buch fertig war“). Zoran Drvenkars letzter Satz bezieht sich dann jedoch nicht auf die von ihm geschriebenen Bücher und die Geschichten dahinter, sondern auf einen Freund, mit dem er früher zusammen wohnte und einen „gemeinsamen Topf Geld“ gehabt hat. Die Wege der beiden haben sich zwischenzeitlich getrennt, Gregor „wollte kein Geld mehr aus dem Topf“, doch scheint er ihn trotzdem immer noch sehr zu schätzen; so endete Zorans Lesung mit den Worten „…und naja, jedenfalls wäre ich ohne den Gregor jetzt nicht hier. Danke, Gregor.“

Antonia Kelm, Q12

 

Blick ins Publikum a strahlend am Tisch a Signieren a