Ein anderer Blick auf La Push...

Antje Babendererde liest aus ihren Indianer-Romanen

 Ein Hammer Buch! Ich werde nun alle ihre Bücher lesen, denn so wie sie schreiben, so ist die Realität auf dieser Welt!“

 Ich habe "Indigosommer" innerhalb eines Tages verschlungen und die Geschichte von Conrad, Smila und der Surfer-Clique hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.“

 Ihre Bücher haben mich einfach nur faziniert! Ich habe Libellensommer, Der Gesang der Orcas und Talitha Running Horse jeweils schon mindestens 4-mal durch gelesen! Diese Spannung, die aufgebaut wird, vergeht einfach nie!

 Diese Stimmen der Internet-User „Flo“, „Kröte“ und Céline kennzeichnen eine Reaktion, die man bei Antje Babendererde immer wieder beobachten kann: Suchtgefahr! Sehr viele der LeserInnen ihrer Bücher geben sich nicht mit einer Geschichte zufrieden, sondern wollen mehr.

Mehr wovon? Vielleicht unterscheiden sich die Vorlieben, denn es sind verschiedene „Zutaten“, die die Bücher von Antje Babendererde zu einem großen Lesevergnügen machen:

In den Zitaten bereits genannt ist die Spannung – wie wirkungsvoll die Autorin sie einsetzt, geht aus dem Zitat wohl genügend hervor. Spannend also sind die Bücher allemal.

Zum Zweiten geht es in allen ihren Büchern um Begegnungen zwischen Deutschen und Indianern aus verschiedenen Reservaten. Da treffen verschiedene Kulturen aufeinander (wie übrigens ja auch an unserer Schule), und das ist immer eine Chance zu wachsen und sich zu verändern. Interessant ist dabei nicht nur, was man über die verschiedenen indianischen Völker erfährt, sondern auch, wie die Figuren mit Vorurteilen konfrontiert werden – ihren eigenen Vorurteilen gegen die Indianer und den Vorurteilen gegen sie als Weiße. Statt billiger Wildwest-Romantik gibt es die oft knallharte Lebenswirklichkeit heutiger Indianer. Babendererde kennt diese Realität aus eigenem Erleben: Selber in der DDR aufgewachsen, hat sie wie viele DDR-BürgerInnen schon früh ein Interesse für Amerika und für Indianer entwickelt. Inzwischen lebt sie jedes Jahr einige Monate in verschiedenen Reservaten, lernt Leute, Kultur, Tradition und Probleme kennen und lässt sich für neue Bücher inspirieren. Nebenbei konnte sie so auch erleben, wie die beliebte „Bis(s)“-Reihe mittlerweile den Ort La Push geprägt hat, in dem, wie sie erzählt, inzwischen alles auf den Vampir-Tourismus abgestellt ist. Babendererdes Interesse an La Push allerdings gilt nicht Vampiren, sondern den dort lebenden Quileute-Indianern.

Apropos „Bis(s)“: Wichtig ist schließlich sicher noch ein anderes Element, das man ebenfalls in allen Babendererde-Büchern findet: Es geht um Liebe in verschiedenen Varianten: Erste Liebe– große Liebe– vermeintliche Liebe – verschmähte Liebe – lang nicht eingestandene Liebe... was das Leben für junge Menschen halt so bereithält. Dabei wird von den jungen Lesern immer wieder betont, wie realistisch und einfühlsam die Autorin darüber schreibt.

Fast alle 8. und 9. Klassen konnten am 29. März 2011 Antje Babendererde am Goethe-Gymnasium in drei Lesungen erleben. Ihre seit einer Stimmbanderkrankung empfindliche Stimme hat die Autorin bis zur Erschöpfung eingesetzt, um jeweils eines ihrer Bücher intensiv durch Erzählen und Vorlesen vorzustellen und Fragen zu beantworten. Besonders munter gestaltete sich das in der ersten Lesung, wo die Fragen zu den Problemen der Indianer sehr intensiv wurden. Als in der letzten Runde die Stimme dann doch einknickte, verzichteten die konzentriert zuhörenden Schülerinnen und Schüler dagegen (wohl aus Rücksicht) auf Fragen. Wer seine Fragen aber eigentlich noch beantwortet haben möchte, hat auf der Website antje-babendererde.de dazu viel Gelegenheit, wo die Autorin nicht nur ihre Bücher vorstellt, sondern auch Material liefert über die Cree, die Makah und die Navajos, über das Schreiben, über Lesetipps und vieles andere mehr.

 

Peter Siebauer