© für das Foto: Mirjam Pressler
Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen - das ist der Titel des Buches, für das Mirjam Pressler 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. (Für ihr Werk als Übersetzerin hat sie ihn im Jahr zuvor bekommen.) Und genau das werden wir tun, denn es ist ein großes Glück, dass Frau Pressler zu uns ans Goethe kommt, und wir werden ihr ganz bestimmt einen Stuhl hinstellen.
Wer eine der letzten Autorenlesungen mitbekommen hat (Jürgen Banscherus 2007 oder Zoran Drvenkar 2008), der weiß, dass es etwas Besonderes ist, dass es ein großes Ereignis sein kann, einen Autor live zu erleben und mit ihm ins Gespräch kommen zu können. Und mit Mirjam Pressler können wir sicher sein, wieder ein echtes Highlight erleben zu dürfen.
Vorstellen muss man Frau Pressler eigentlich gar nicht, sie gehört seit über 30 Jahren zu den besten deutschsprachigen Jugendbuchautoren. Von ihr stammen so bekannte Bücher wie "Bitterschokolade ", "Novemberkatzen", "Stolperschritte", "Malka Mai ". Vielleicht können sich manche auch noch erinnern an Bücher, die sie für Kleinere geschrieben hat, wie die Geschichten von Ben und Lena, Jessi oder den mir persönlich ans Herz gewachsenen "Nickel Vogelpfeifer".
Von großer Bedeutung ist sicherlich auch Mirjam Presslers neue, erweiterte Übersetzung der berühmten "Tagebücher der Anne Frank" - vermutlich kennt kaum wer diese Tagebücher besser als sie, die auch die wissenschaftliche Ausgabe besorgt hat. Aus dem reichhaltigen Wissen, das sie sich im Umfeld der Übersetzungsarbeit erworben hat, ist die Anne-Frank-Biographie "Ich sehne mich so - die Lebensgeschichte der Anne Frank" entstanden. Übersetzt hat Mirjam Pressler über 300 Bücher - und soweit ich das sehe, kann man ein Buch, das sie übersetzt hat, getrost kaufen, denn der Name Pressler bürgt auch hier für gute Bücher.
Besonders zu empfehlen für alle, die sich für die Lesung im Februar interessieren, ist meines Erachtens z. B. das Buch "Die Zeit der schlafenden Hunde " - die Geschichte einer Schülerin, die im Rahmen eines Geschichte-Projekts und einer Israel-Exkursion erfährt, dass das Kaufhaus ihrer Eltern durch die "Arisierung" in den Besitz ihrer Familie gekommen ist. Überhaupt sind die Bücher, die sich mit dem Judentum beschäftigen, ganz herausragend: Pressler beschäftigt sich nicht nur die, die sich mit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, dem Holocaust, der Shoah, beschäftigen (wie etwa in Malka Mai), sondern zeigt das jüdische Leben in seiner Vielschichtigkeit, seiner Fremdheit und Nähe, seinem kulturellen und spirituellen Reichtum. Ganz wunderbar: Golem, stiller Bruder . In diesem Buch wird die alte, großartige Sage vom Golem auf eigenständige, spannende Weise aufgegriffen und aus der Sicht eines Jugendlichen neu erzählt.Ein Buch, dem ich unbedingt viele Leser wünsche.
Selbstverständlich sind die genannten Werke wie Malka Mai, Wenn das Glück kommt..., Bitterschokolade, Stolperschritte zu empfehlen, oder auch Nun red' doch endlich. Und bestimmt noch vieles mehr.
Praktischerweise findet man unschwer jede Menge an Informationen über Mirjam Pressler und ihre Bücher, nicht nur auf ihrer eigenen, sehr umfangreichen und schön gestalteten Homepage (www.mirjampressler.de). Gefunden habe ich z. B. eine Fernsehsendung mit einem Interview (Link leider inzwischen getilgt) von der Leipziger Buchmesse 2004, einen sehr schönen Artikel auf der Seite des Hessischen Rundfunks, die immer wieder hilfreichen Rezensionsseiten "Perlentaucher", die Leseempfehlungen von "Seitenzahl", anhören konnte man sich etwas bei Radio Bremen (Link funktioniert nicht mehr).
Eine sehr schöne und zudem preisgünstige Informationsmöglichkeit bietet nicht zuletzt das für 2,50 € im Buchhandel erhältliche "Werkstattbuch Mirjam Pressler". Man findet darin Interviews, Informationen über die Biographie, über viele wichtige Bücher, ihren Hintergrund, ihre Entstehung, Äußerungen der Autorin über das Schreiben und vieles andere mehr.
Jetzt also ran an die DeutschlehrerInnen! Klassen, die eine Lektüre von Mirjam Pressler gelesen haben, haben immer bessere Karten, an der Lesung teilnehmen zu können!